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Finanztipps von „Finfluencern“ im Netz – sicher oder nicht?

Stand: 07.03.2024, 06:00 Uhr

Auf Instagram sind inzwischen mehr als 350 deutschsprachige sogenannte „Finfluencer“ aktiv, die Finanztipps geben. Ob das sicher ist und sich die Tipps lohnen, haben wir Ulrich Ueckerseifer aus der WDR-Wirtschaftsredaktion gefragt.

Steigende Zahl an Finfluencern

Dass die Zahl der Finfluencer in den vergangenen Jahren so stark gestiegen ist, habe einen einfachen Grund: „Die wollen Geld verdienen“, sagt Ulrich Ueckerseifer. So kassierten die einen Provisionen für ihre Anlage-Tipps, andere verkauften im Anschluss Vorträge und Seminare.

Wirklich sachkundig sind viele der vermeintlichen Finanz-Experten aber offenbar nicht – wie eine internationale Studie gezeigt hat. Dafür wurden die Prognosen von über 29000 Finfluencern ausgewertet. Mit dem Ergebnis: Anleger hätten in mehr als 50 Prozent der Fälle Verlust gemacht, wenn sie den Tipps gefolgt wären. Das heiße aber nicht, „dass das alles nur Nichtsnutze sind“.

Geldanlage

Hier und heute 07.03.2024 08:20 Min. Verfügbar bis 07.03.2026 WDR

Drei Gruppen von Finfluencern

Im Grunde könne man die Finfluencer in drei Gruppen unterteilen. Zum einen seien da die „schwarzen Schafe“. „Das sind die üblichen „Knackis“, die es immer schon auf dem Anlagemarkt gegeben hat“, sagt Ueckerseifer. „Die sind jetzt nur aufs Digitale umgezogen". Häufig handele es sich dabei um Schneeball-Systeme oder Angebote aus dem „grauen Kapitalmarkt“.

Instagram-Photo auf dem Handy

Oft berichten jüngere Menschen im Internet von ihren persönlichen Finanz-Strategien.

Die zweite Gruppe besteht aus meist jüngeren Menschen, die vor allem auf Instagram von ihren persönlichen Finanz-Strategien berichten. Die meisten von ihnen zählen laut Studie der Leipzig School of Management zu den sogenannten Nano- oder Mikro-Influencern – mit weniger als 10 000 Followern.

Einige der Instagram-Finfluencer erreichen inzwischen aber auch eine große Zahl an Menschen. Zu den reichweiten-stärksten Profilen zählen demnach @immo.tommy mit über 750 000 Followern und @professorfinanzen mit über 550 000 Followern.

Die dritte Gruppe der Finfluencer bestehe aus Experten wie Professoren, Journalisten oder anderen Experten, die sich bereits seit Langem mit dem Thema „Finanzen“ befassten – und nun ihr Wissen auch im Netz teilen. Häufig gehe es dabei um Vermittlung von Basis-Wissen, um klassische „Finanz-Aufklärung“. Ein Beispiel dafür sei etwa der Instagram-Auftritt des Online-Ratgebers „Finanztip“.

Tipps für Verbraucher

Gerade bei der Vielzahl an Finfluencern sei es auf den ersten Blick schwer, die seriösen von den unseriösen Angeboten zu unterscheiden, sagt Ueckerseifer. Insbesondere bei der dritten Gruppe könne man im Grunde nicht viel falsch machen. Zum einen seien diese Experten in aller Regel kompetent. Zum anderen gehe es dabei ja meist lediglich um die Vermittlung von Wissen.

Eine Frau hält eine Geldbörse mit Euroscheinen in der Hand.

Vorsicht bei unsicheren Investments.

Grundsätzlich sollte immer klar zu erkennen sein, welche Qualifikation der vermeintliche Finanz-Experte hat – und neben den Chancen auch auf die Risiken hingewiesen werden. Vorsichtig sollte man auf der anderen Seite immer dann sein, wenn ein ganz bestimmtes Produkt empfohlen wird. Denn: „Dann wird derjenige dafür auch Geld bekommen“, sagt Ueckerseifer. Warnsignale seien zudem Werbepartnerschaften und Verlinkungen zu bestimmten Anbietern.

Bei den Finfluencern würden im Grunde die gleichen Regeln gelten wie bei der klassischen Anlage-Beratung: „Ich sollte nur in etwas investieren, das ich auch wirklich verstehe“, sagt Ueckerseifer. Spätestens wenn es heiße: „Hiermit wirst Du reich“, sollte man dringend die Finger davon lassen.