Unser Programm im April

Stand: 02.04.2024, 10:59 Uhr

Im April zeigt "WDR.DOK" hautnah, wie Vorstandsvorsitzende großer deutscher Konzerne, aber auch die deutsche Regierung mit den enormen Veränderungen in der Welt umgehen. Und der gerade mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Film "Songs of Gastarbeiter" macht eine ganz eigene, lebendige und vielfältige Kultur erlebbar.

Einsame Spitze – Vorstandsvorsitzende

Ein Mann und zwei Frauen blicken energisch-lächelnd in die Kamera

Die Welt befindet sich in einem einzigartigen Transformationsprozess. Was bedeutet das für die Wirtschaft? Der Film begleitet in diesen Krisenzeiten knapp zwei Jahre lang sechs Vorstandsvorsitzende großer Konzerne in ihrem Arbeitsalltag. Sie erzählen, wie sie beruflich und persönlich mit diesen anspruchsvollen Zeiten umgehen.

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Die Welt stellt zur Zeit enorme Herausforderungen an Politik und Wirtschaft. Doch selten lassen sich die Mächtigen in die Karten schauen. Erstmals zeigt eine Kamera in diesen Zeiten der Krise Vorstandsvorsitzende in ihrem Arbeitsalltag: Leonhard Birnbaum (EON), Martin Brudermüller (BASF), Sigrid Nikutta (DB Cargo), Annette Mann (Austrian Airlines), Daniel Grieder (Hugo Boss) und Markus Duesmann (Audi). Der Film begleitet sie nach Brüssel, zum Offshore-Windpark an die Nordsee, ist dabei, wenn Isar2 abgeschaltet wird und wenn es zu hochkarätigen Treffen mit der Politik kommt. 

Sie alle versuchen, die Unternehmen bestmöglich durch diese anspruchsvollen Zeiten zu manövrieren. Die CEOs erzählen offen und selbstkritisch, was sie antreibt, wo sie zweifeln und was das Leben im Dauerstress bedeutet. 

Der Ukraine-Krieg trifft EON als Energieversorger besonders hart. Konzernchef Leonhard Birnbaum reist kurz nach Kriegsausbruch nach Polen. Es geht um Energiesicherheit, aber auch um die Hilfe für Flüchtlinge. Auch Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF, ist mehr denn je gefordert und sucht verstärkt die Nähe zum Kanzler. "Das lässt einen nicht unberührt. So eine Krisenzeit habe ich noch nie erlebt. Wir sind als großer Konzern mit dem Kanzler in engem Austausch." 

Annette Mann, CEO von Austrian Airlines, ist pragmatisch: "Ich kenne meine Branche gar nicht anders. Doch die neuen Klima-Richtlinien aus der EU kosten sehr viel Kraft". Daniel Grieder, Konzernchef bei Hugo Boss, hat Veränderung immer angetrieben: "Schon als kleiner Junge hatte ich immer gehofft, dass mein Hobby zu meinem Beruf wird." Mit dem Nachwuchs diskutiert er kontrovers über Work Life Balance und Homeoffice. 

Markus Duesmann hat als CEO von Audi seinen Traumjob bekommen – doch im Sommer 2023 wird er entlassen. Im Film gibt er sein einziges Interview dazu: "Das hat schon ein paar Tage gedauert, ich bin ja auch nur ein Mensch. Aber manchmal braucht es einen Trainerwechsel, um neue Strategien zu entwickeln."

Politik und Wirtschaft rücken in Zeiten der Krise näher zusammen. "Früher hatte man ja immer das Bild dieser breitbeinigen Herumbrüller im Kopf", erzählt Lars Klingbeil. "Wir haben eine neue Generation von Managern, aber auch von Politikern, und wir müssen an einem Strang ziehen." 

Die Krisenzeiten sind für alle CEOs kräftezehrend, aber alle lieben auch die Herausforderung. Geld sei schon lange kein Antreiber mehr. Sigrid Nikutta, Chefin der DB Cargo, muss bei einem Defizit von 660 Millionen viel Kritik einstecken. Die Managerin ist robust. "Das liest sich dann in der Zeitung immer so schön: ‚"'schreibt rote Zahlen', aber wir müssen die Güter auf die Schiene bringen. Als Managerin müssen Sie in die Zukunft denken, man kann sich in kurzfristigem Erfolg sonnen, aber das ist nicht mein Ansatz."

Die sechs Top-Manager:innen eint nicht nur der Ehrgeiz, ihre Unternehmen durch die Krisen zu steuern, sondern auch das Wissen darum, dass sie ihrem privaten Umfeld viel zumuten. Die CEOs erzählen, was sie antreibt, wo sie zweifeln und was privat auf der Strecke bleibt.

Ein Dokumentarfilm von Nicola Graef | Redaktion (WDR): Christiane Hinz, Jutta Krug


Ernstfall – Regieren am Limit

Collage zum Film, zu sehen sind Olaf Scholz, Annlena Baerbock, Robert Habeck und Christian Lindner

Als im Dezember 2021 die neue Bundesregierung vereidigt wurde, ahnte niemand, mit welchen Herausforderungen sie es schon bald zu tun haben würde. Der Krieg in Europa verändert alles. Es sind Entscheidungen von enormer Tragweite, die Scholz, Habeck, Baerbock und Lindner seither zu treffen haben. Der Film blickt hinter die Kulissen der Regierung – auch in dramatischen Situationen. 

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Kaum hatte sich Deutschland halbwegs von der Corona-Pandemie erholt, wurde die Regierung von Olaf Scholz mit der größten Krise in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert. Seitdem bestimmt der Angriff Russlands gegen die Ukraine ihr Handeln. Waffen, Kraftwerke, Schulden – die Regierung muss laufend folgenschwere Entscheidungen treffen. Wie kann sie die Ukraine unterstützen, ohne selbst zur Kriegspartei zu werden? Wie kann sie die Energieversorgung Deutschlands sicherstellen? Wie bekommt sie die Inflation in den Griff? Und wie setzt sie Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe um? 

Der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilmer Stephan Lamby hat die wichtigsten Akteure der Regierung seit ihrem Start im Dezember 2021 mit seinem Kamerateam begleitet. Er konnte Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Robert Habeck, Christian Lindner, Wolfgang Schmidt und Boris Pistorius auch in Momenten großer Anspannung aus der Nähe beobachten, auf Staatsbesuchen weltweit ebenso wie bei internen Besprechungen. Seine ungewöhnliche Langzeitbeobachtung über knapp zwei Jahre hinweg zeigt eine Regierung am Limit – in Zeiten des Krieges in Europa. Der Film blickt hinter die Kulissen der Regierung, auch in dramatischen Situationen; die Akteure sprechen ungewöhnlich offen über ihre Motive und Gefühle. 

Ein Dokumentarfilm von Stephan Lamby


Ungewollt schwanger in Deutschland – Der Paragraf und ich

Collage: sw-Foto von gegen den Paragraf 218 demonstrierenden Frauen, eine junge Frau mit einem Schild My Body My Choice

Deutschland im Jahr 2022. Junge Frauen kämpfen gegen den § 218 und für das Recht auf eine gute medizinische Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen. Denn die ist hierzulande wieder zu einem Problem geworden. Es sind die Enkelinnen jener "Hexen", die bereits vor über 50 Jahren auf Deutschlands Straßen für den legalen Schwangerschaftsabbruch in Deutschland gekämpft haben. Der Film erzählt die Geschichte des Kampfes aus der Frauen-Perspektive.

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Statt mit Plakaten, Flugblättern und Sprechchören findet der Protest heute – genau wie bei #Metoo – überwiegend in den sozialen Medien statt: #MyBodymyChoice und #wegmit218 heißt es wütend auf Instagram, X und TikTok. Der Film porträtiert eine Gruppe von Frauen, die im Verlauf ihres Lebens mit der Frage des Schwangerschaftsabbruchs konfrontiert wurden: als Ärztin, Aktivistin, Mutter oder kinderlose Frau, in Ost und West, in der Stadt und auf dem Land.

Karin Bergdoll ist eine von ihnen: In den 60er Jahren überlebt sie mit knapper Not einen illegalen Abbruch. Ohne Zugang zu Verhütungsmitteln, mit der gesetzlichen Pflicht zum ehelichen Beischlaf, werden Frauen damals schwanger, ob sie es wollen oder nicht. Die Not treibt die Frauen zu Ärzten, die sich den Abbruch teuer bezahlen lassen, oder zu Kurpfuschern und Engelmacherinnen: Tausende Frauen sterben damals jedes Jahr an den Folgen. Das treibt Anfang der 70er Jahre die Frauen zu Hunderttausenden auf die Straße: sie fordern "Weg mit dem §218". Eine Losung, hinter der sich die Frauenbewegung in ihrem Kampf nach Gleichberechtigung versammelt.

Dass ein Schwangerschaftsabbruch, besonders in den ländlichen Gebieten, heute wieder zu einem Problem geworden ist, merkt die junge Berliner Ärztin Alicia Baier schon in ihrem Studium. Es ist einer der am häufigsten durchgeführte gynäkologische Eingriff, der im Studium aber selten gelehrt wird. Und jeden Monat schließt eine weitere Praxis, in der Abbrüche vorgenommen werden – ohne Nachfolge. Denn die Abtreibungsgegner:innen sind nicht nur in den USA auf dem Vormarsch. Die Wut darüber lässt Alicia Baier zu einer der führenden jungen Aktivist:innen werden, um Rückschritte zu verhindern.

Dabei wurde in Ost- und Westdeutschland schon dreimal die Fristenlösung beschlossen – 1972 in der DDR, 1974 in der BRD und 1992 im wiedervereinigten Deutschland. Aber immer wieder wurde den Frauen das Recht auf den legalen, selbstbestimmten Abbruch genommen oder verweigert. Besonders hart traf es die Frauen der ehemaligen DDR nach der Wende, denen nach der parlamentarischen Mehrheit das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes nach über 20 Jahren das Recht wieder aberkannte, in dem es die Rechte des werdenden Lebens über die Rechte der Frauen stellte. "Wo sind wir gelandet? In der Vergangenheit!" konstatiert Heike Walter empört.

Der Film erzählt die Geschichte des Kampfes für die Abschaffung des § 218 aus der Perspektive von Frauen. Nicht alle Geschichten münden in einen Abbruch, nicht alle Abbrüche sind gut verarbeitet, keine von ihnen sagt, ein Abbruch sei ein Spaziergang. Aber alle Frauen sagen, dass es ihre selbstbestimmte Entscheidung sein muss.

Ein Film von Luzia Schmid | Redaktion WDR: Ann-Christin Gertzen


Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod 

Eine Frau mit Sonnenbrille und Fächer sitzt an einem Tisch

Grimme-Preis 2024!

Filmemacher Cem Kaya erzählt die Geschichte der einzigartigen Musik türkischer Gastarbeiter:innen und ihrer Enkel in Deutschland. Diese musikalische Kultur, die es in so nur in Deutschland gibt, ist ein kulturelles Erbe der Bundesrepublik. Der Film läßt eine ganz eigene, lebendige und vielfältige Kultur erlebbar werden und eröffnet andere Perspektiven auf Themen wie Heimat, Identität und Teilnahme.

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Seit jeher wurde die Migration nach Deutschland musikalisch begleitet. Arbeiterwohnheime und Teehäuser waren die ersten improvisierten Bühnen für gesellschaftskritische Musiker:innen. Diese sangen und komponierten Lieder, die ihre Lebensumstände in der Ferne widerspiegelten – mal melancholische, mal fröhlich-sarkastische Melodien und Texte über Aufbruch und Abenteuerlust, aber auch über die krude fremde Arbeitswelt und Abweisung durch die Gastgeber, Entwurzelung und Heimat. Zeit und Entfernung schufen ein Bild der Türkei aus Erinnerungen und Sehnsüchten. Fern ihrer Heimat entwickelten die Migrant:innen in Deutschland eine eigene Musikkultur mit großen Unterschieden zum Musikleben in der Türkei.

Diese Songs wurden auf Hochzeiten, religiösen Veranstaltungen oder in Gesangsvereinen über Jahrzehnte leidenschaftlich und laut gesungen – von der deutschen Kulturindustrie wurden sie aber überhört. Mit dem Aufkommen von Satellitenfernsehen und Musikkassetten, später auch CDs, wurde die Isolation beendet. Die kulturellen Bedürfnisse der Einwanderer wurden ab Mitte der 1990er Jahre vom türkischen Markt gestillt, die beiden isolierten Musikszenen kreuzten sich und es entstanden unzählige Hybride.

Und heute: Mit der Erfolgsgeschichte des Hip-Hop kam der Durchbruch für die zweite und dritte Generation von Musiker und Musikerinnen, die ihre eigenen Lebenswirklichkeiten diesmal auf den großen Bühnen ihrer Heimat Deutschland behandelten. 

Ein Dokumentarfilmfilm von Cem Kaya | Redaktion (WDR): Jutta Krug