Die Festung Bard auf einem bewaldeten Hügel

Festung Bard, Großer St. Bernhard Pass, Schloss Issogne, Fontina-Museum, Rebatta, See Lexert

Stand: 03.04.2022, 20:15 Uhr

Ein weiterer wichtiger geografischer Standortvorteil des Aostatals ergab sich aus dem Großen-Sankt-Bernhard-Pass. Er wurde früher von Pilgern und Kaufleuten zur Alpenüberquerung benutzt und hatte auch große militärische Bedeutung.

Schon seit der Zeit der Römer verbindet die Straße über den Col du Grand-Saint-Bernard die Stadt Martigny im Schweizer Kanton Wallis mit dem italienischen Aostatal. Um 1050 baute der Heilige St. Bernhard an der Grenze ein Hospiz. Nach dem Heiligen benannt ist auch die Hunderasse der Bernhardiner, die sich hier erstmals als Rettungshunde für Lawinenopfer bewährt haben. Im Jahr 1800 marschierte Kaiser Napoleon mit 45.000 Soldaten, 5.000 Pferden und 60 schweren Geschützen über den Pass, um in der Schlacht von Marengo die Österreicher zu besiegen.

Der Große-Sankt-Bernhard-Pass

Der Große-Sankt-Bernhard-Pass liegt auf 2.469 Meter Höhe und ist der dritthöchste Schweizer Alpenpass. Die Straße ist 72 Kilometer lang und sehr gut ausgebaut. Im Winter ist der Pass geschlossen. Heute wird er kaum noch befahren, da der Hauptverkehr durch den Großen-St.-Bernhard-Tunnel geleitet wird. Im Hospiz befindet sich ein kleines Museum.

Die Festung Bard

Die Festung Bard am südöstlichen Eingang des Aostatals beherbergt fünf Museen. Das Alpenmuseum zeigt die Natur und die Traditionen, die sich in dieser Region entwickelt haben. 2015 wurden hier einige Szenen für den Avengers-Film "The Age of Ultron" gedreht. Die Figuren Captain America, Ironman und der Hulk sind beliebte Fotomotive. Die Festung wurde, wie auch der dazugehörige Ort, erst vor wenigen Jahren komplett saniert und kann seit 2006 wieder besichtigt werden.

Unter anderem gibt es Informationen zu den Angriffen Napoleons auf das Aostatal. Napoleon ahnte, als er im Jahr 1800 mit seiner Armee über die Alpen marschierte, dass ein Einmarsch durchs Dorf erwartet wurde. Deshalb wählte er den beschwerlichen Weg über den Berg und griff die Festung überraschend von hinten an. Aber er hatte keinen Erfolg. Es kam zu einer zweiwöchigen Belagerung, mit der Napoleon nicht gerechnet hatte. So lange hielten die österreichisch-piemontesischen Truppen, die hier in der alten mittelalterlichen Burg stationiert waren, den französischen Angreifern stand. Nach der Unterzeichnung eines Waffenstillstands durften sie gehen. Aber als Napoleon auf seinem Rückweg hier noch einmal vorbeikam, ließ er die Festung Bard vollständig zerstören. Die Familie Savoyen begann sofort wieder mit dem Aufbau, denn sie fürchtete eine neue Invasion. Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1830.

Blick über Fassade der Festung Bard auf einen Berg

Napoleon ließ die Festung Bard zerstören. Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1830.

Die römische Handelsstraße bei Donnas und Pont Saint-Martin

Nahe der Festung liegt die kleine Gemeinde Donnas. Hier führte die römische Handelsstraße vorbei, die von Gallien über den Großen-Sankt-Bernhard-Pass bis nach Rom ging. Ein rund 220 Meter langes Fragment wurde zur Zeit seiner Entstehung aus dem Fels geschlagen und steht heute unter Denkmalschutz. Im Boden der Straße sind die alten Wagenspuren zu sehen, die sich über Jahrhunderte hinweg eingegraben haben. Die Saint-Martin-Brücke über dem Fluss Lys ist eine der größten römischen Brücken der Antike und war Teil der Straße nach Gallien. Von hier aus geht es in die Nachbarregion Piemont.

Schloss Issogne
Das Aostatal bildet einen Knotenpunkt für zwei wichtige antike Handelsstraßen zwischen Nord und Süd. Natürlich war ein Standort hier für die damals Herrschenden ein einträglicher Zugewinn und versprach Macht. Mit 82 Burgen und Schlössern gehört das Aostatal daher zu den schlossreichsten Regionen Italiens. Die meisten wurden zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert erbaut. Das Adelsgeschlecht der Challant hat lange im südlichen Aostatal geherrscht und im Schloss Issogne gelebt. Es ist in seiner heutigen Form eine beeindruckende Renaissance-Residenz. Im 15. Jahrhundert bescherte der Geistliche George di Challant dem Schloss seine heutige Hufeisenform und ließ in der Mitte des Innenhofes einen schmiedeeisernen Granatapfelbrunnen anfertigen, vermutlich als Hochzeitsgeschenk für seinen Mündel Filipeto. Die Granatäpfel – aus vielen Kernen zusammengesetzt – symbolisieren die Fruchtbarkeit und die Einigkeit der Familie, das Blattwerk zeigt aber Eichenblätter, ein Symbol für Kraft und Alter. An den Wänden des alten Gebäudes befinden sich gut erhaltene Fresken mit Alltagsszenen, die das Leben um 1500 zeigen – garniert von Sprüchen, die über Jahrhunderte hier von Bewohnern und Besuchern hingekritzelt worden sind. Traurige Abschiede, Liebesschwüre und tragische Lebensweisheiten in Französisch, Italienisch und Lateinisch: 600 historische Zeitzeugnisse, die man heute als "Graffiti" bezeichnen würde.

Fresken an einer Wand im Schloss Issogne

Fresken im Schloss Issogne

Fontina-Käse-Museum in Valpelline

Der Käse Fontina darf nur von drei im Aostatal beheimateten Rinderrassen stammen. In dem Lager der Fontina Käse Kooperative in Valpelline lagern bis zu 60.000 Laibe. Ein Teil lagert in einer ehemaligen Mine, da dort eine ideale Temperatur von 5 bis 10 Grad sowie eine Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent herrschen. Die Milchbauern der Region liefern ihren Käse dort ab, die Käsegenossenschaft kümmert sich um den Vertrieb. Und natürlich reift er hier auch. Je länger er lagert, desto dunkler wird er. Mit zum Procedere gehören das Salzen und Abbürsten. So verhindert man, dass sich Schimmel bildet. Kein Fontina Käse hat angeblich genau den gleichen Geschmack wie ein anderer. Er wird aus Rohmilch hergestellt und dadurch ändert sich der Geschmack von einem Käselaib zum anderen.
Im angeschlossenen Fontina Museum wird die Herstellung des Käses gezeigt. Historische Dokumente, Fotos und traditionelle Gerätschaften erzählen die weit zurückreichende Geschichte des Fontina Käses.

Endlos lange Regale voller runder Käselaibe

Bis zu 60.000 Käselaibe lagern in einer ehemaligen Mine, da dort eine ideale Temperatur und Luftfeuchtigkeit herrschen.

Ballspiel Rebatta

Das Mannschaftsspiel "Rebatta" ist eine Eigenart dieser Region. Dabei muss ein kleiner Ball mit einem hölzernen Schläger getroffen und möglichst weit geschlagen werden. Zwei Mannschaften mit je fünf Spielern dürfen 20 Schläge ausführen. Die Punkte ergeben sich aus den Metern, die erzielt werden. Die Entfernungspunkte in der Nähe sieht die Schriftführerin selbst. Für die Schläge weiter weg geben ihr die Spieler die Entfernung per Handzeichen. Es gibt Mannschaften bestehend aus Männern oder aus Frauen, aber auch mit Kindern ab 5 bis 6 Jahren.

Anne Willmes inmitten zweier Sportmannschaften

Gruppenfoto mit Dame: Die Rebatta-Mannschaften in Valpelline bringen Anne Willmes den Volkssport bei.

Picknick am See Lexert

Der See Lexert in Bionaz liegt 1.570 Meter hoch und bietet eine landschaftliche Augenweide. Am Ufer gibt es einen Campingplatz und geeignete Picknickplätze. Ein typisches Gericht für diese Gegend ist die "Seupa alla Vapelenentze", ein Ofengericht: Weißbrot wird mit Fontina Käse geschichtet und mit Brühe übergossen, dazu etwas Zimt. Zu der Seupa alla Valpelenentze isst man Polenta. Sie wird mit Maismehl aus der Region hergestellt. Und darüber gibt man Brossa, einen speziellen Käse, der so ähnlich wie Sahne aussieht.

Lesetipps für die Region Aostatal

Johannes Führer
Aostatal. Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen. 50 Touren mit GPS-Tracks
Bergverlag Rother, 7. akt. Aufl. 2023
ISBN 978-3763340330
Preis: 16,90 Euro

Kompass Wanderkarte 86 Parco Nazionale Gran Paradiso, Valle d'Aosta, Valle dell'Orco. 1:50000
Kompass-Karten, 2. akt. Aufl. 2023
ISBN 978-3991217480
Preis: 12,95 Euro

Sabine Becht, Sven Talaron
Piemont mit Ausflügen ins Aostatal
Michael Müller, 6. Aufl. 2022
ISBN 978-3956549816
Preis: 21,90 Euro