Stichtag

08. September 2005 - Vor 80 Jahren: Peter Sellers wird geboren

Drei Dinge gehören zu einem eleganten Treppensturz: völlige Ahnungslosigkeit, laut schreien, ohne eine Miene zu verziehen, und schließlich ganz selbstverständlich den Trenchcoat abklopfen. Das kann nur einer: Inspektor Clouseau in den "Pink-Panther"-Filmen - gespielt von Peter Sellers. Keine Frage: Auf der Leinwand ist der britische Schauspieler ein genialer Komiker. Komisch ist das Leben von Peter Sellers aber nur im Film. Denn seine Starallüren und seine Ich-Bezogenheit sind legendär. "Sellers war sehr launisch", sagt der Filmkritiker Heiko Blum. "Ich habe ihn ein paar Mal am Set erlebt. Er konnte richtig durchdrehen." Ärger mit Regisseuren und Kollegen sind eher die Regel als die Ausnahme. Herbert Lom, der in "The Pink Panther" den Chief-Inspector Dreyfus spielte, sagt über Sellers: "Ach Gott, das war ein ekelhafter Mensch!"Auch im Privatleben setzt Sellers seiner Umgebung zu: Seine vier Ehen enden im Desaster, seine Kinder haben Angst vor ihm, echte Freunde hat er nicht. Über sich selbst hat Sellers gesagt: "Manchmal langweilt er mich, manchmal macht er mir Angst. Oft verwirrt er mich. Gelegentlich erstaunt er mich und manchmal denke ich, er ist verrückt." Geboren wird Sellers am 8. September 1925 in Southsea, Hampshire. Seine Eltern sind Varietékünstler, die er bis zu seinem sechsten Lebensjahr auf ihren Tourneen begleitet. Danach wird er in einer katholischen Klosterschule erzogen. Während seines Militärdienstes in Indien imitiert er seine Vorgesetzten. Seinen ersten Radioauftritt als Stimmenimitator verschafft er sich 1948 selbst: Mit verstellter Stimme ruft er als angeblicher Produzent  "Ken" den Kollegen Roy an - und bekommt den Job. Berühmt macht ihn die "Goon Show" der BBC, der Vorgängerin der Fernsehserie "Monty Python's Flying Circus".  Mit "Ladykillers" beginnt 1956 die Filmkarriere. Sellers' Markenzeichen: Mehrere Rollen in einem Film - wie in Stanley Kubricks Atomkriegs-Satire "Doktor Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben". Sellers' Erklärung für seine Fähigkeit, so in Rollen aufzugehen: "Ich habe keine eigene Persönlichkeit." Er habe sie chirurgisch entfernen lassen. Sie habe ihn bei seinen Rollen gestört. Mit der Mär vom "Mann ohne Ich" kokettiert Sellers in Interviews oft und gern.

In seinem letzten großen Film "Willkommen, Mr. Chance" porträtiert Sellers sich selbst: Chance, der Gärtner, ist völlig isoliert von der Außenwelt aufgewachsen und wandelt als großes, autistisches Kind durch den Film. Erst am Ende erlernt Chance doch noch echte Gefühle für andere Menschen.  Der Film wird ein künstlerischer Erfolg, doch der ersehnte Oscar bleibt aus. Wenige Monate später, am 24. Juli 1980, stirbt Peter Sellers mit 54 Jahren in  London an einem Herzinfarkt.

Stand: 08.09.05

Weitere Themen