Stichtag

24. Oktober 2007 - Vor 375 Jahren: Naturforscher Antoni van Leeuwenhoek geboren

Vor drei Jahren fordert das niederländische Fernsehen seine Zuschauer auf zu wählen, wer zu den Größten ihres Volkes zählt. Platz eins belegt peinlicherweise der 2002 ermordete Rechtspopulist Pim Fortuyn- aber auch Rang vier ist für viele eine Überraschung: Noch vor Erasmus von Rotterdam (5.), Rembrandt (9.) und van Gogh (10.) platziert sich ein außerhalb der Niederlande weitgehend Unbekannter, Antoni van Leeuwenhoek, Textilhändler, Linsenschleifer und Naturforscher. Der etwas verschrobene, gänzlich ungebildete Autodidakt aus Delft hat die unendliche Vielfalt des Lebens im winzig Kleinen entdeckt. Er ist der Erste, der rote Blutkörperchen und das Gewimmel der Spermien beschreibt, und der entdeckt, dass sogar die lästigen Flöhe von Parasiten gequält werden. Antoni van Leeuwenhoek ist der Stammvater der Mikroskopie.

Der Kolumbus des Mikrokosmos wird am 24. Oktober 1632 geboren; zu einer Zeit, in der man noch glaubt, Fliegen, Flöhe und Krabbeltiere entstünden schlicht aus Dreck. Das Mikroskop an sich ist zwar schon erfunden, doch die aus etlichen Linsen zusammengefügten, fragilen Apparate sind schwer zu bedienen und liefern nur dürftige Ergebnisse. Antoni van Leeuwenhoek dagegen gelingt es, eine einzige Linse derart präzise zu schleifen, dass er damit die Strukturen der Natur in 260- bis 280-facher Vergrößerung beobachten kann. Wie die von ihm selbst konstruierten Mikroskope genau arbeiten, daraus macht der Hobbywissenschaftler zeitlebens ein Geheimnis.

In Hunderten von Briefen an den Olymp der Wissenschaft, die Royal Society in London, beschreibt van Leeuwenhook, was vor ihm noch kein Auge gesehen hat. Er tut dies auf niederländisch, denn englisch, französisch, geschweige denn Latein hat er nie gelernt. So dauert es Jahre, bis der erlauchte Gelehrtenkreis um Sir Christopher Wren bereit ist, die Entdeckungen van Leeuwenhoeks zur Kenntnis zu nehmen und sie einer Prüfung zu unterziehen. Abgesandte der Society reisen nach Delft und nehmen den scheinbar versponnenen Holländer unter die Lupe. Doch der misstrauische Krämer mag seine Mikroskope nur höchst ungern vorführen und ist nicht bereit, Konstruktionspläne herauszugeben. Erst als anerkannte Naturwissenschaftler mit fortgeschrittener Linsenschleiftechnik van Leeuwenhoeks Entdeckungen bestätigen, wird dem Autodidakten die Ehre einer Einladung der Royal Society zuteil. All seine Briefe werden ins Lateinische übersetzt und revolutionieren die Lehren von der Entstehung des Lebens. Hoch geehrt stirbt Antoni van Leeuwenhoek im Alter von über 90 Jahren in seiner Heimatstadt Delft.

Stand: 24.10.07