Friedrich II. befehligt zu Pferd Kavallerie-Attacke in der Schlacht bei Roßbach (Federzeichnung s/w)

Stichtag

24. Januar 1712 - Friedrich II. von Preußen wird geboren

"Wie groß war Friedrich?" Mit dieser auch nach 300 Jahren kontrovers diskutierten Frage eröffnet die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ihre Einladung zum Jubiläumsjahr des Preußenkönigs. Und liefert die einfachste Antwort gleich mit: "Fünf Fuß, zwei Zoll", also rund 1,62 Meter. Eine gründliche Hinterfragung der Größe Friedrichs II. und der lange betriebenen Verklärung des "Alten Fritz" führt unter Historikern dagegen zwangsläufig zu widersprüchlichen Resultaten.

Als Lichtgestalt der Aufklärung, Flötenspieler und Poet ist der am 24. Januar 1712 geborene Sohn Friedrich Wilhelms I. in die Geschichte eingegangen. Aber auch als misanthropischer Machtmensch und rücksichtsloser Kriegstreiber, der auf dem Schlachtfeld mehr als einmal das Äußerste riskiert. "Friederisiko" hat die Potsdamer Stiftung deshalb folgerichtig ihr Festprogramm getauft, mit dem sie Wirken und Charakter Friedrichs des Großen anlässlich seines 300. Geburtstags in neuem Licht erscheinen lässt.

Vom Vater zum Tod verurteilt

Die musischen Züge, die intellektuellen Anlagen verdankt Friedrich seiner Mutter Sophie Dorothea. Tiefe Wunden hinterlässt dagegen die unbarmherzige Erziehung des "verweichlichten" Kronprinzen durch seinen militaristischen, grobschlächtigen Vater. Als Friedrich 1730 versucht, sich der Knute des Vaters durch Flucht zu entziehen, scheut der "Soldatenkönig" nicht davor zurück, den Sohn einzukerkern und zum Tode zu verurteilen. Seine entsetzten Vertrauten verhindern die Hinrichtung: dafür stirbt Friedrichs engster Freund und Mitverschwörer Hans Hermann von Katte, dessen Enthauptung der Kronprinz gezwungenermaßen miterleben muss.

Mit 27 Jahren verfasst Friedrich "zur Verteidigung der Menschlichkeit" den "Anti-Machiavell", sein Bekenntnis zu Vernunft und Gerechtigkeit als Tugenden eines idealen Herrschers. Den großen Wegbereitern der Aufklärung, Voltaire, Diderot und Rousseau, gilt der Preuße deshalb als Prototyp eines modernen Monarchen und als Hoffnungsträger zur Überwindung des Absolutismus. Auch Goethe erinnert sich später: "Wir waren damals alle Fritzisch gestimmt". Der Aufenthalt des großen Voltaire in Potsdam 1750 bis 1753 endet allerdings mit einem Zerwürfnis. "Ich brauche ihn noch höchstens ein Jahr; man presst die Orange aus und wirft die Schale weg", soll Friedrich gesagt haben, bevor er seinem früheren Idol die Koffer vor die Tür setzt.

Rettung durch schicksalhaftes Glück

Seit Mai 1740 preußischer König, ordnet Friedrich als erste Amtshandlung die Abschaffung der Folter an. Sein Erbe - neben einem geordneten Staatswesen die modernste Armee Europas und eine gefüllte Kriegskasse - nutzt er prompt. Noch im selben Jahr macht der aufgeklärte Schöngeist, was sein militaristischer Vater, wann immer möglich, vermieden hat: Er zieht ins Feld. Ohne Kriegserklärung marschiert Friedrich in Schlesien ein, um Maria Theresia von Österreich eines ihrer ältesten und reichsten Kernlande zu entreißen. Der erste Schlesische Krieg mündet in einen zweiten und 1756 schließlich in den Siebenjährigen Krieg, der zum ersten Weltkrieg der Geschichte ausartet. Dank seines strategischen Genies erringt Friedrich glanzvolle Siege, die ihm bei seinen Untertanen den Beinamen "der Große" eintragen.

Fast mit ganz Europa verfeindet, schreckt der als Oberbefehlshaber stets in vorderster Front kommandierende König nicht davor zurück, den Bestand seines ganzen Reichs aufs Spiel zu setzen. Zweimal rettet Friedrich nur schicksalhaftes Glück vor dem Untergang: 1759 durch Zögern Maria Theresias gegen die bei Kunersdorf vernichtend geschlagenen Preußen; 1761 durch den plötzlichen Tod von Friedrichs anderer Erzfeindin, der russischen Zarin Elisabeth. Mit dem Frieden von Hubertusburg im Februar 1763 kann Friedrich II. sein Kriegsziel verwirklichen: Maria Theresia tritt Schlesien endgültig ab und das Königreich Preußen steigt in den Club der europäischen Großmächte auf. Nach der Annektierung des polnischen Westpreußens 1772 wird Friedrich der Große, bislang nur König "in" Preußen, der erste König "von" Preußen.

Stand: 24.01.2012

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