Korkproduktion im Alentejo, Kuhglockenherstellung in Alcáçovas, Entenmuschelsammler bei Carrapateira

Stand: 16.10.2023, 20:15 Uhr

Im westlichen Inland Portugals findet man noch einige traditionelle Handwerksbetriebe: In Alcáçovas werden besondere Kuhglocken seit Jahrhunderten auf die gleiche Weise hergestellt. Die weltweit größte Korkproduktion findet im Alentejo statt. An der Küste üben die Entenmuschelsammler ein besonders gefährliches Handwerk aus.

Korkproduktion im Alentejo

Über 50 Prozent der Weltproduktion von Kork kommt aus Portugal. Nirgendwo sonst gibt es so große zusammenhängende Flächen Korkeichenwälder wie im Alentejo. Die Bäume sind Teil eines komplexen Ökosystems, das Montado heißt und ein wertvoller Lebensraum für Vögel und Säugetiere ist. Korkeichen sind ganz besondere Bäume, denn sie sind die einzigen, deren Rinde man schälen kann, ohne dass es ihnen schadet. Um Kork zu gewinnen, muss also kein Baum gefällt werden. Ein Baum kann jedoch erstmalig nach rund 25 Jahren abgerindet werden. Ab dann wächst die Rinde in einem Zyklus von etwa neun Jahren nach. Korkeichen zu kultivieren ist deshalb ein Generationenprojekt. Die Korkernte beginnt im Mai und ist ein weltweit einzigartiges Spektakel. In dem unwegsamen Gelände bedeutet das Knochenarbeit. Die Arbeiter müssen das schwere Handwerk perfekt beherrschen, denn die Rinde sollte möglichst im Ganzen rausgeschält werden. Je größer das zusammenhängende Korkstück, desto höher der Ertrag. Der Baum darf dabei nicht verletzt werden, sonst wächst die Rinde nicht nach und er stirbt ab. Deswegen kann die Arbeit auch nur von Hand gemacht werden. Jährlich werden in Portugal fast 200.000 Tonnen Kork geerntet.

Kuhglockenherstellung in Alcáçovas

Der Alentejo ist eine berühmte portugiesische Weinbauregion und war schon immer landwirtschaftlich geprägt. Früher waren die Hirten monatelang mit ihren Herden auf Wanderschaft. Damit die Kühe in der weiten Landschaft nicht verloren gingen, trugen sie Glocken mit einem ganz besonderen Klang. Jede Herde im Alentejo, wenn sie heute noch traditionelle Kuhglocken hat, bimmelt anders. So weiß der Hirte stets, wo seine Tiere sind. Diese Kuhglocken herzustellen, ist eine sehr alte Handwerkskunst in Alcáçovas. Man geht davon aus, dass die Araber diese Kunst im 13. Jahrhundert nach Portugal gebracht haben. In der Region gibt es nur noch einen Betrieb, der diese Tradition pflegt.

Die traditionell hergestellten Kuhglocken besitzen jeweils ihren eigenen Klang.

Entenmuschelsammler bei Carrapateira

Entenmuscheln wachsen meist da, wo es richtig gefährlich ist, denn an umspülten Felsen ist das Wasser besonders sauerstoffreich. Hier ernähren sie sich von Plankton, das sie aus der Gischt filtern. Waghalsig ist also die Ernte für die Fischer. So auch in der Bucht bei Carrapateira. Perceves, so heißen die kleinen Tiere in Portugal, gelten als teure Delikatesse auf der iberischen Halbinsel.

Die delikaten Entenmuscheln wachsen an umspülten Felsen, das Ernten ist daher nicht ungefährlich.